Hinter den Nebeln,
in den tiefblauen Gärten
mit den schweigsamen Säulen
um blinkende Teiche,
lebt das silberne Einhorn.

Melancholisch
umkreist es beschnittene Hecken.
Gemessen stolpert sein Huf
über mondhellen Kies.
Antikisch gelassen
folgt es dem öden Gesetz der Mäander.

Es weiß nichts von draußen.
Die Lust am Verschlungenen
ist ihm fremd
wie die Furcht vor dem Abgrund.
Stumpf und gefühllos
für seine Schönheit und
unsere Sehnsucht
trabt es sachte schnaubend vorbei,
ohne uns zu behelligen.

( 29. Juni 1986 )

Text: Udo Fellner
Foto: Laura Lugaresi

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